michael mayr - movements

Therapie durch Impulssetzung - Erfahrung - Differenzierung
Die Behandlung im Rahmen der Dynamischen Integration® ist keine passive Therapie (Schulung). So wie eine fortschrittliche biologische Medizin auf einer ganzheitlichen Wiederherstellung der Funktionen beruht statt auf der Behandlung von Einzelsymptomen, so beruht die Dynamische Integration auf einer ganzheitlichen Wiederherstellung gestörter Bewegungsabläufe und darüber hinaus auf einer Verbesserung der Organisation und Koordination der verschiedenen Körperteile statt auf einer Behandlung einzelner isolierter Bezirke.

Bei der Übermittlung der Bewegungsimpulse bedient sich der Therapeut (Lehrer) einer eher sanften Impulssetzung. Es werden Muskeln oder Muskelgruppen direkt oder indirekt bewegt mit dem primären Ziel, die Bahnungs- und Hemmungsvorgänge im Rahmen des Eigenreflexgeschehens so niedrig wie möglich zu halten. Die Muskeln, die unser Skelett als statisch vollkommenem Gebilde im labilen Gleichgewicht halten, benötigen zum Erhalt des Gesamttonus eigentlich nur ganz geringe Impulse. Auch in der Bewegung benötigen die beteiligten Muskelgruppen relativ kleine Impulse, wenn der Körper unter dynamisch optimalen Voraussetzungen arbeitet.

Durch zivilisationsbedingte falsche oder unvollkommen eingeübte Bewegungsabläufe und Haltungszustände kommt es zwangsläufig zu größeren notwendigen Bahnungs- und Hemmungsimpulsen und damit auch zu einem erhöhten Tonus und Reflexgeschehen mit am Ende sichtbaren Belastungen von Wirbelsäule, Sehnen und Gelenken. Um dies auszugleichen, zeigt der Therapeut (Lehrer) durch seine Impulssetzung dem Fall entsprechend alternative Haltungs- und Bewegungsmöglichkeiten auf, die der Patient (Schüler) als besser und richtiger empfindet.

Durch die sanfte Bewegung werden die Muskel- und Sehnenspindeln in harmonischer Weise nur soweit erregt, daß eine sinnvolle Antwort erfolgen kann. Potenzierung und übermäßiger Tonus werden vermieden.

Die Impulse werden vom Kleinhirnseitenstrangsystem und von den Hinterstrangbahnen übernommen. Das Kleinhirn ordnet die Afferenzen in dargelegter Weise, und dabei gibt man ihm Gelegenheit, seiner Funktion als Reflexzentralstelle mit geringem Aufwand nachzukommen.

Entscheidend jedoch für den Erfolg der Dynamischen Integration ist die Weiterleitung in den Hinterstrangbahnen. Mit Hilfe der epikritischen Sensibilität werden dem Patienten (Schüler) die Bewegungsabläufe bewußt gemacht, d.h. er kann nachvollziehen, wie er sich optimaler bewegen kann (nicht nur daß), und welche Haltung für ihn die geeignetere ist.

Unter Einschaltung des Thalamus und der Form.ret. können die vom Therapeuten (Lehrer) induzierten Erfahrungen in den Assoziationsfeldern des Frontallappens sowie im parietalen Hirnbereich zur intensiven Bewußtwerdung reifen, der Patient (Schüler) ist zu einer Differenzierung seiner Möglichkeiten in der Lage. Daß die Bewußtseinshelligkeit durch Variationen in den erfahrenen Bewegungen erhöht werden kann, ist durch das Vorhandensein der entsprechenden Rückkoppelungsmechanismen belegt.

Die Differenzierung der Bewegungsmöglichkeiten wird unter Einbeziehung der sekundären und tertiären Zentren voll auf die motorischen Systeme übertragen. Das koordinierte Wahrnehmungsbild wird gleichsam als Ergebnis eines Lernprozesses gewertet und folgerichtig durch die Arbeit des extrapyramidalen Systems in Kinetik umgesetzt, wobei auf die Rolle des Kleinhirns bei der Impulssynchronisation hingewiesen sei.

Dies ist für das Verständnis der Dynamischen Integration® von besonderer Wichtigkeit, da der Therapeut als Pädagoge den Patienten (Schüler) lehren muß, das pyramidale System mit dem extrapyramidalen wieder in Einklang zu bringen.

Durch Variierung und Erweiterung des bisher eingefahrenen Innervierungsmusters bewirkt die Therapie eine vollkommen erneuerte Dynamik, was sich durch die Verkoppelung innerhalb des Retikulärsystems auch auf die vegetativen Funktionen günstig auswirkt. Die von den medullären Zentren ausgehende Beeinflussung des N.vagus führt zu einem weniger gespannten Zwerchfell und damit zu einer verlangsamten und vertieften Atmung.

Auf die günstige Beeinflussung der Psyche soll mit Blick auf weiterreichende Untersuchungen abschließend hingewiesen werden.
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